Betrachtung des BKR zum Christkönigssonntag

Der Christkönigssonntag bildet den würdigen Abschluss des Kirchenjahres. Er richtet unseren Blick auf Christus als den wahren Herrscher, dessen Königtum nicht auf Macht, Gewalt oder politischem Einfluss gründet, sondern auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe.
Für uns katholische Rechtsanwälte, die wir tagtäglich im Spannungsfeld zwischen weltlichem Recht und geistlichen Maßstäben stehen, hat dieses Fest eine besondere Bedeutung.

Christus als König der Wahrheit

Als Pilatus Jesus fragt: „Was ist Wahrheit?“, offenbart sich Christus als jener, der die Wahrheit ist – nicht nur verkündet.
Für uns Juristen heißt das:
Wahrheit ist nicht relativierbar.
Der Christkönigssonntag erinnert uns daran, dass jedes rechtsanwaltliche Handeln auf Wahrhaftigkeit beruhen muss, selbst dort, wo gesellschaftliche Strömungen oder politische Erwartungen etwas anderes nahelegen.

Christus als König der Gerechtigkeit

Christus ist kein König, der seine Macht durchsetzt, sondern einer, der den „Geringsten seiner Brüder“ schützt.
Für uns bedeutet dies:
Gerechtigkeit ist nicht bloß Rechtsanwendung, sondern ethische Verpflichtung.
Christus zeigt uns, dass juristische Fähigkeiten nicht nur zur Durchsetzung von Ansprüchen dienen, sondern zur Verteidigung der Würde jedes Menschen.

Christus als König der Freiheit

Sein Königtum befreit – nicht durch Aufhebung des Gesetzes, sondern durch dessen Vollendung in der Liebe.


Als katholische Rechtsanwälte stehen wir in einer Berufung, die Freiheit ermöglicht: durch klare Beratung, durch faire Verfahren, durch verantwortungsbewusste Auslegung des Rechts.
Christkönig fordert uns auf, uns nicht von Zeitgeist oder Opportunität bestimmen zu lassen, sondern von der inneren Freiheit der Kinder Gottes.

Christus als König in unserem Berufsalltag

Christkönigssonntag heißt für uns daher konkret:
• Wir sind gerufen, Integrität zu leben, auch wenn sie kostet.
• Wir sollen Gerechtigkeit suchen, nicht nur juristisch, sondern geistlich.
• Wir dürfen Gottes Führung im Alltag erbitten, besonders in schwierigen Entscheidungen.
• Wir sollen unser Amt mit Demut ausüben, wissend, dass jedes Urteil, jede Beratung und jedes Schreiben letztlich im Licht des Königtums Christi steht.

Psalm (aus Psalm 72, ausgewählt und angepasst)

O Gott, gib dem König dein gerechtes Walten,
dem Königsohn dein rechtes Urteil.
Er schaffe Recht den Bedrängten,
helfe den Armen und breche die Gewalt der Unterdrücker.

In seinen Tagen blühe das Recht,
und der Friede ohne Ende.
Er herrsche von Meer zu Meer,
sein Name bleibe in Ewigkeit.

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels,
er allein tut Wunder.
Gepriesen sei sein herrlicher Name auf ewig.
Amen.

Gebet

Herr Jesus Christus, König der Welt,
wir danken dir, dass du uns in deinem Dienst stehen lässt –
als Rechtsanwälte, als Christen, als Menschen, die nach Wahrheit suchen.

Gib uns die Kraft, gerecht zu handeln,
Mut, das Richtige zu vertreten,
Weisheit, zu unterscheiden,
und Demut, uns immer wieder an deinem Wort zu orientieren.

Lass uns im täglichen Ringen um Rechte und Pflichten
dein Antlitz nicht aus den Augen verlieren.
Segne unsere Arbeit, unsere Mandanten, unsere Familien
und unseren Verband.

Du bist der König, der nicht herrscht, um zu unterwerfen,
sondern um zu erlösen.
Dir sei Ehre und Macht in Ewigkeit.

Amen.

BKR kritisiert DBK-Papier zur geschlechtlichen Identität

BKR kritisiert neues DBK-Papier zur sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität deutlich

Der Bund Katholischer Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte (BKR) nimmt das jüngst veröffentlichte Papier der Schulkommission der Deutschen Bischofskonferenz „Geschaffen, erlöst und geliebt. Sichtbarkeit und Anerkennung der Vielfalt sexueller Identitäten in der Schule“ mit ausdrücklicher Sorge und deutlicher Kritik zur Kenntnis.

Das Dokument überschreitet nach Auffassung des BKR nicht nur seine pädagogische Zielsetzung, sondern erzeugt erhebliche rechtliche, kirchliche und gesellschaftliche Verwerfungen, die in dieser Form nicht hinnehmbar sind.

„Das Papier ist rechtlich unsauber und kirchlich unklar“ – Der Vorsitzende Roger Zörb

Der Vorsitzende des BKR, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Roger Zörb (Hamburg), erklärt:

„Wir stehen als BKR klar im Lager der Kritiker dieses Papiers.
Das Dokument ist rechtlich unsauber, kirchlich unklar und pädagogisch unausgewogen. Es verwischt die Grenzen zwischen staatlichen Bildungsanforderungen, kirchlichem Selbstbestimmungsrecht und dem Schutzauftrag gegenüber Kindern und Jugendlichen. Eine solche Vermengung schafft Unsicherheit – nicht Orientierung.“

Zörb betont, dass kirchliche Schulen und Träger auf eindeutige, konsistente Vorgaben angewiesen seien.

„Statt Rechtsklarheit erzeugt das Papier Graubereiche.
Wenn pädagogische Empfehlungen zu rechtlich normativ wirkenden Vorgaben mutieren, wird das kirchliche Selbstbestimmungsrecht schleichend ausgehöhlt.“

„Anthropologisch und rechtlich nicht belastbar“ – Der stellv. Vorsitzende Prof. Dr. Sven-Joachim Otto

Der stellvertretende Vorsitzende, Rechtsanwalt Prof. Dr. Sven-Joachim Otto (Düsseldorf), ergänzt:

„Der BKR sieht schwerwiegende Probleme in der anthropologischen Grundlegung des Papiers.
Wer kirchliche Identität bewahren will, darf Realitäten des Menschseins nicht über soziologische Konstruktionen definieren.
Rechtlich ist das Papier zudem problematisch, weil es normative Erwartungen formuliert, ohne die Grenzen staatlicher und kirchlicher Zuständigkeiten zu beachten.“

Otto weiter:

„Kirchliche Schulen müssen Minderheiten schützen – aber sie dürfen zugleich ihre eigene Glaubensidentität nicht relativieren müssen.
Das vorgelegte Papier ist in dieser Hinsicht nicht tragfähig, weder kirchlich noch rechtlich.“

BKR fordert Überarbeitung und klare theologisch-rechtliche Grundlegung

Angesichts der erheblichen Bedenken fordert der BKR:

  1. Eine vollständige Neubewertung des Papiers durch die DBK unter Einbeziehung kirchlicher Anthropologie und geltenden Rechts.
  2. Klare Grenzen zwischen pädagogischer Empfehlung, rechtlicher Vorgabe und kirchlichem Sendungsauftrag.
  3. Eine verbindliche Klärung, ob und wie das Papier Schulen in kirchlicher Trägerschaft tatsächlich binden soll.
  4. Transparente Leitlinien, die Identität, Freiheit und Verantwortung in ein echtes Gleichgewicht bringen.

Der BKR kündigt an, zeitnah eine juristisch-theologische Fachstellungnahme vorzulegen.

Freiheit – aber wofür? Festvortrag anlässlich der Jahrestagung des BKR 2025

BKR-Meldung: Festrede von Prof. Dr. Sven-Joachim Otto beim Festkommers 2025

Beim diesjährigen Festkommers des BKR hielt unser Vorsitzender Prof. Dr. Sven-Joachim Otto die Festrede mit dem Titel:

„Freiheit – aber wofür? Europas Zukunft zwischen Beliebigkeit und Bindung“

Wir dokumentieren den vollständigen Wortlaut.

„Freiheit – aber wofür? Europas Zukunft zwischen Beliebigkeit und Bindung“

Prof. Dr. Sven-Joachim Otto

  1. Begrüßung – Feierlicher Auftakt

Hohes Präsidium,
verehrte Damen,
liebe Mitglieder und Freunde unseres Bundes, liebe Cartell – und Farbenbrüder, liebe Schwestern und Brüder in Christus,

es ist mir eine Freude und Ehre, an diesem Abend im Rahmen unseres Kommerses sprechen zu dürfen.

Ein solcher Abend ist kein bloß nostalgisches Ritual. Er ist ein Zeichen geistiger Kontinuität in einer Zeit, die fast alles zur Beliebigkeit erklärt hat.

Wir sind hier nicht zusammengekommen, um Vergangenheit zu feiern,
sondern um Zukunft zu bekennen – die Zukunft einer Freiheit, die mehr ist als Selbstverwirklichung.
Einer Freiheit, die Verantwortung kennt, Maß, Haltung – und Glauben.

2. Freiheit – Das missverstandene Ideal

„Freiheit“ – welch großes Wort. Es ziert Verfassungen, Resolutionen und Wahlprogramme.

Doch wenn wir ehrlich sind: Was meinen wir heute damit?

Freiheit ist zu einem leeren Signum geworden.
Sie bedeutet für die einen Unabhängigkeit, für die anderen Ungebundenheit –
für viele einfach: tun, was man will.

Doch eine solche Freiheit ist nur halbe Freiheit.
Sie kennt kein Ziel, nur Bewegung. Kein Sinn, nur Optionen.

Wir sind frei von allem – auch von Orientierung.

Und genau das ist das Paradox unserer Zeit:
Nie war Europa so frei, und doch nie so erschöpft.

3. Freiheit in der Geschichte – Vom Logos zur Beliebigkeit

Die alten Griechen verstanden Freiheit als Fähigkeit zur Vernunft.
Aristoteles sagte: „Frei ist, wer sich selbst beherrscht.“
Freiheit war nicht Willkür, sondern Selbstformung.

Die Römer machten daraus Ordnung: libertas bedeutete Teilhabe am Gemeinwesen –
nicht Loslösung, sondern Verantwortung.

Und das Christentum schließlich gab dieser Freiheit eine Seele:

Freiheit als Antwort auf Berufung,
Freiheit als Bindung an das Gute,
Freiheit als Weg zur Wahrheit.

Der Heilige Paulus schreibt: „Zur Freiheit hat uns Christus berufen.“
Das heißt: Wir sind befreit zu etwas – nicht von allem.

4. Der moderne Mensch – Emanzipiert und entwurzelt

Mit der Neuzeit kam der Bruch.

Der Mensch entdeckte sich selbst – und verlor sich zugleich.

Die Aufklärung rief: „Sapere aude – Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Das war groß – und gefährlich zugleich.

Denn dieser Verstand begann bald, sich selbst zum Maßstab zu machen.
Er löste sich von der Wahrheit, die größer ist als er.

So entstand jene Autonomie ohne Transzendenz,
die uns heute in den moralischen Relativismus geführt hat.

Wir haben gelernt, „selbst zu denken“ –
aber verlernt, über uns hinaus zu denken.

5. Europa – Das Projekt einer geistigen Ordnung

Europa war von Anfang an mehr als ein geografischer Begriff.
Es war eine Idee, geboren aus drei Quellen:

– der griechischen Vernunft,
– dem römischen Recht und
– dem christlichen Glauben.

Diese drei – Vernunft, Recht und Glaube – bildeten das Fundament der europäischen Freiheit.
Nicht als Gegensätze, sondern als Ergänzungen.

Nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts wollte man dieses Erbe bewahren –
in Gestalt der Europäischen Gemeinschaft, später Union.

Was für ein großartiges Ziel!
Frieden, Zusammenarbeit, gemeinsame Werte.

Doch die große Idee hat unterwegs ihre Seele verloren.

6. Die Entfremdung Europas – Von der Gemeinschaft zur Bürokratie

Europa wollte Einheit in Vielfalt.
Entstanden ist Gleichmacherei in Bürokratie.

Was als Schutzraum für Freiheit begann,
ist zu einem Regelwerk für Lebensstile geworden.

Heute entscheidet die EU-Kommission,
wie wir wirtschaften, wie wir heizen,
bald auch, was wir sagen dürfen –
und vor allem: was wir nicht mehr sagen sollen.

Das ist kein Fortschritt, das ist Vormundschaft.

Europa, das sich einst gegen Fremdherrschaft erhob,
bevormundet nun seine eigenen Bürger.

7. Kompetenzverlagerung – Das stille Ende der Souveränität

Die Europäische Union greift längst in Bereiche ein,
die nie Teil eines europäischen Mandats waren.

Sie reguliert Familienrecht, Arbeitsmarkt, Energieversorgung, Landwirtschaft, Migration.
Sie erlässt verbindliche Normen, ohne dass nationale Parlamente wirklich mitreden.

Was als Wirtschaftsgemeinschaft begann, ist zu einer Rechtsgemeinschaft ohne Grenzen geworden.

Der Europäische Gerichtshof interpretiert seine Zuständigkeit immer weiter –
und das Europäische Parlament ersetzt nicht die demokratische Verantwortung der Mitgliedstaaten.

Das Ergebnis:

Der Bürger fühlt sich ohnmächtig –
und jene, die sich „proeuropäisch“ nennen, verstehen gar nicht, warum.

8. Demokratiedefizit – Wenn Institutionen größer werden als Ideen

Wir erleben ein Europa der Verfahren, nicht der Überzeugungen.
Ein Europa der Ausschüsse, nicht der Charaktere.

Die Union schafft Richtlinien, Verordnungen, Programme –
aber kaum Begeisterung.

Es ist, als hätte man den Geist der Freiheit in Aktenordner abgelegt.

Die Gefahr ist real:
Wenn Bürger das Gefühl verlieren, dass ihre Stimme etwas zählt,
wird die Demokratie zur Formalie.

Und das ist der Moment, in dem Populismus zur Versuchung wird.

9. Die neue Versuchung: Der technokratische Mensch

Wir glauben heute an die Allmacht der Verwaltung.

Alles scheint regelbar, alles kontrollierbar –
sogar Moral.

Doch Freiheit ist kein Algorithmus.

Sie lebt von Vertrauen, nicht von Kontrolle.
Von Haltung, nicht von Formularen.

Die EU kann Werte proklamieren,
aber sie kann keinen Glauben stiften.

Sie kann Rechte gewähren,
aber keine Tugend lehren.

Und ohne Tugend wird Freiheit zur Last.

10. Die katholische Antwort – Bindung als Quelle der Freiheit

Hier, liebe Bundesbrüder, beginnt unser Auftrag.

Unsere katholischen Verbindungen wissen,
dass Freiheit nicht in der Loslösung liegt,
sondern in der Verwurzelung.

Wir sind nicht schlagend –
und das ist kein Zeichen der Schwäche,
sondern des Prinzips.

Denn unser Kampf ist nicht mit der Klinge,
sondern mit dem Wort, mit dem Geist, mit dem Glauben.

Wir stehen in der Tradition der katholischen Soziallehre:

Freiheit in Verantwortung,
Selbstbestimmung in Solidarität,
Würde in Wahrheit.

Diese Form des Lebens ist kein Anachronismus –
sie ist Gegenentwurf zur Beliebigkeit unserer Zeit.

11. Die Krise der Demokratie – Wenn Freiheit zur Gleichgültigkeit wird

Unsere Demokratie steht heute nicht am Abgrund,
aber sie steht im Nebel.

Sie leidet nicht am Mangel an Rechten,
sondern am Mangel an Überzeugungen.

Wir haben Verfahren perfektioniert –
aber vergessen, wozu sie dienen.

Wir halten Wahlen ab,
aber keine Debatten mehr über das Gute.

Wir fordern Teilhabe –
aber ohne Verantwortung.

Und währenddessen verwandelt sich Freiheit in Anspruchsdenken,
Verantwortung in Empörung,
und Meinung in Moralismus.

Wenn wir so weitermachen,
wird Demokratie zur bloßen Simulation.

12. Europa steht an einem Wendepunkt.

Wird es Kontinent der Überzeugungen bleiben –
oder Museum der Möglichkeiten?

Wird es noch eine gemeinsame Idee geben –
oder nur noch gemeinsame Richtlinien?

Wir dürfen nicht zulassen,
dass Europa sich in einem Meer von Gleichgültigkeit auflöst.

Denn wo alles erlaubt ist,
ist am Ende nichts mehr wert.

Beliebigkeit ist nicht Toleranz –
sie ist moralische Kapitulation.

13. Die Aufgabe unserer Generation

Was heißt das für uns?

Es bedeutet: Wir müssen den Mut haben,
wieder über Wahrheit zu sprechen.

Über das, was richtig ist –
nicht nur über das, was funktioniert.

Wir müssen uns erinnern,
dass Freiheit kein Selbstzweck ist,
sondern Dienst am Guten.

Und wir müssen jungen Menschen vermitteln,
dass Bindung keine Schwäche ist,
sondern Stärke.

Denn nur wer gebunden ist, kann tragen.

14. Ein persönliches Bekenntnis

Ich selbst bin in einer katholischen Verbindung groß geworden.

Ich habe dort gelernt,
dass Freundschaft Verpflichtung bedeutet,
dass Freiheit Disziplin braucht,
und dass man im Leben nicht jedem Wind folgt.

Diese Prägung war nie bequem,
aber sie war tragfähig.

Sie lehrt, dass man im Zweifel nicht fragt:
„Was nützt mir das?“,

sondern: „Was ist richtig?“

Genau diese Haltung braucht Europa heute.

15. Nach vorn zur Quelle – Erneuerung statt Rückzug

Europa braucht keine Revolution,
sondern Rückbesinnung –
auf seine geistige Quelle.

Auf den Glauben,
dass Wahrheit existiert,
dass Würde unverfügbar ist,
und dass Freiheit Verantwortung voraussetzt.

Das ist keine Rückkehr ins Mittelalter,
sondern ein Schritt in die Zukunft.

Denn eine Gesellschaft ohne Wahrheit
zerfällt an ihrer Beliebigkeit.

16. Schluss: Freiheit – aber wofür?

Meine Damen und Herren, liebe Bundesbrüder,

wir haben gelernt, wovon wir frei sein wollen.
Jetzt müssen wir neu lernen,
wofür wir frei sind.

Wir sind frei, um das Gute zu tun.
Frei, um Verantwortung zu übernehmen.
Frei, um uns zu binden – an Wahrheit, an Gemeinschaft, an Gott.

Das ist die Freiheit, die trägt.

Papst Benedikt XVI. hat gesagt:

„Freiheit braucht die Bindung an das Gute, sonst zerstört sie sich selbst.“

Mögen wir das nicht vergessen –
in unseren Häusern, in unseren Universitäten,
in Brüssel, Berlin – und in unseren Herzen.

Denn die Zukunft Europas wird nicht in Kommissionen entschieden,
sondern in der Seele freier Menschen.

Und diese Freiheit beginnt nicht mit einem Recht –
sondern mit einer Haltung.

Veritas liberabit vos – die Wahrheit wird euch frei machen.

Ich danke Euch!

Betrachtung des BKR zum 9. November 2025

Betrachtung des BKR zum Kirchweihfest der Lateranbasilika – 9. November

Heute feiert die Kirche das Kirchweihfest der Lateranbasilika in Rom, der „Mutter und dem Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises“. Keine andere Kirche symbolisiert in ähnlicher Weise die Einheit und die geschichtliche Verwurzelung des Katholischen: Hier ist der Stuhl des Bischofs von Rom, hier nahm die Kirche sichtbare Gestalt an als Gemeinschaft, die über Zeiten und Völker hinausreicht.

Die Konstantinische Schenkung und die bleibende Herausforderung weltlicher Macht

Nach der Überlieferung verdankt die Lateranbasilika ihre Entstehung der sogenannten Konstantinischen Schenkung. Auch wenn diese Urkunde in ihrer späteren Form eine Fälschung war, trägt sie ein wahres geistliches Moment in sich: das Bekenntnis, dass weltliche Macht dem Glauben Raum schenken soll, ohne ihn sich dienstbar zu machen.
Die „Schenkung“ steht damit symbolisch für ein Spannungsverhältnis, das uns bis heute begleitet – zwischen Recht und Gnade, zwischen staatlicher Ordnung und kirchlicher Sendung.

Für uns katholische Rechtsanwälte ist diese Spannung tägliche Wirklichkeit. Wir stehen inmitten einer Welt, die auf Normen, Verfahren und Institutionen vertraut – und zugleich wissen wir, dass Recht ohne Wahrheit leer bleibt. Das Fest der Lateranbasilika mahnt uns, unser berufliches Wirken im Licht des Glaubens zu verstehen:
als Dienst an der Würde des Menschen, an der Gerechtigkeit, die von Gott herkommt, und an einer Ordnung, die Frieden stiften will.

Gedenken an die Reichspogromnacht

Der 9. November ist zugleich ein Tag des Gedenkens an eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte: die Reichspogromnacht 1938, in der jüdische Mitbürger entrechtet, verfolgt und getötet, ihre Synagogen in Brand gesetzt wurden.
Während die Flammen in deutschen Städten die Häuser des Gebets verzehrten, hätte gerade die Kirche daran erinnern müssen, dass jedes Gotteshaus – gleich welcher Religion – ein Ort der Begegnung mit dem Ewigen ist.
Heute gedenken wir dieser Nacht in Scham und in Verantwortung: Nie darf der Glaube zur Rechtfertigung von Hass werden, nie darf Schweigen die Antwort auf Unrecht sein.

Psalmwort

„Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als tausend andere.
Lieber an der Schwelle stehen im Hause meines Gottes
als wohnen in den Zelten der Frevler.“
(Psalm 84,11)

Gebet

Allmächtiger Gott,
Du hast deiner Kirche im Lateran ein sichtbares Zeichen ihrer Einheit gegeben.
Lass auch uns, die wir im Recht dienen, Baumeister deines Hauses sein –
mit klarer Vernunft, mit offenem Herzen, mit Mut zur Wahrheit.

Gedenke derer, deren Häuser des Gebets zerstört wurden,
der Opfer von Hass und Gewalt.
Heile, was zerbrochen ist,
und lehre uns, im Geist des Friedens und der Gerechtigkeit zu wirken.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.

(Bund katholischer Rechtsanwälte – BKR, 9. November)

Betrachtung zum Hochfest Allerheiligen

Betrachtung des BKR zum Hochfest Allerheiligen

„Heiligkeit – Berufung und Auftrag“

Am Hochfest Allerheiligen richtet die Kirche ihren Blick auf jene unzählbare Schar von Menschen, die in ihrem Leben das Evangelium ernst genommen haben – nicht als abstraktes Ideal, sondern als konkreten Weg, der durch das Alltägliche führt. Sie sind „heilig“, nicht weil sie vollkommen waren, sondern weil sie sich von Gott ergreifen ließen.

In einer Zeit, die Leistung höher bewertet als Hingabe und Erfolg über Treue stellt, erinnert Allerheiligen uns daran, dass Heiligkeit keine Kategorie des Außergewöhnlichen ist. Sie ist kein Preis für wenige, sondern eine Berufung für alle. Jeder Mensch, gleich welcher Profession, ist gerufen, in seinem Tun und Lassen den göttlichen Funken sichtbar werden zu lassen – im Hören, im Dienen, im Aushalten und im Aufstehen.

Für uns als Juristinnen und Juristen im Bund katholischer Rechtsanwälte (BKR) bedeutet das: Heiligkeit ereignet sich auch im Denken, Argumentieren und Entscheiden. Wer das Recht liebt, ohne den Menschen zu vergessen, wer die Wahrheit sucht, auch wenn sie unbequem ist, wer Barmherzigkeit höher achtet als bloße Regelhaftigkeit, der ahnt etwas vom göttlichen Maß in einer menschlichen Ordnung. Heiligkeit ist in diesem Sinne nicht Rückzug aus der Welt, sondern Vertiefung ihrer Würde.

Die Heiligen aller Zeiten waren Menschen mit Verantwortung – in Kirche, Gesellschaft und Beruf. Manche standen auf den Kanzeln, andere an Werkbänken, einige vor Gericht. Allen gemeinsam war: Sie ließen sich durch Gottes Nähe verwandeln und setzten sie um in Liebe, Gerechtigkeit und Mut.

So erinnert Allerheiligen uns daran, dass Heiligkeit kein Nimbus der Entrückten ist, sondern ein Auftrag, der mitten in unseren Kalendern steht. Wer heute in Recht und Gesellschaft Verantwortung trägt, wird täglich herausgefordert, zwischen Buchstabe und Geist, zwischen Macht und Gewissen, zwischen Pflicht und Gnade zu unterscheiden. Gerade dort zeigt sich, was das Hochfest meint:
Heiligkeit geschieht, wo der Mensch nicht sich selbst genügt, sondern Gott Raum gibt, durch ihn zu handeln.

Möge dieses Hochfest uns – in der Kirche, im Beruf und im Leben – daran erinnern, dass Heiligkeit beginnt, wo wir uns rufen lassen:
zur Wahrheit, zur Gerechtigkeit und zur Liebe.

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