Betrachtung des BKR zum Zwölfbotentag

Betrachtung des Bundes Katholischer Rechtsanwälte (BKR) zum Zwölfbotentag

15. Juli

Hintergrund des Zwölfbotentages

Der Zwölfbotentag am 15. Juli gehört zu den alten, heute weitgehend vergessenen Gedenktagen im liturgischen Kalender. Er erinnert an die zwölf Apostel Christi – jene ersten Zeugen, die von Jesus gesandt wurden, um das Evangelium bis an die Grenzen der Erde zu verkünden. Auch wenn die Apostel einzeln eigene Festtage haben, vereint der Zwölfbotentag sie als Gemeinschaft der Gesandten – als Fundament und tragende Säulen der Kirche (vgl. Offb 21,14).

Im mittelalterlichen Volksglauben wurde dieser Tag hoch geachtet, besonders im süddeutsch-österreichischen Raum. Man gedachte der Treue, des Martyriums und der weltumspannenden Sendung der Apostel. Auch in vielen Jurisdiktionen wurde auf ihre Autorität verwiesen, etwa wenn man das „apostolische Recht“ oder die „apostolische Sukzession“ betonte.

Für den Bund Katholischer Rechtsanwälte ist dieser Tag Anlass, über die geistliche Dimension von Berufung und Sendung nachzudenken. Wie die Zwölf sind auch wir gesandt, Zeugnis zu geben – nicht mit lauter Stimme, sondern durch redliches Handeln, durch Gerechtigkeitssinn, durch das mutige Wort zur rechten Zeit. Als katholische Juristinnen und Juristen sind wir berufen, das Recht nicht nur als technisches Instrument zu begreifen, sondern als Dienst am Menschen im Licht der göttlichen Gerechtigkeit.

Geistliche Betrachtung

Die Zwölf Apostel waren einfache Menschen: Fischer, Zöllner, Zeloten. Doch in der Begegnung mit Christus wurden sie verwandelt – nicht zu Helden, sondern zu Zeugen. Ihre Stärke lag nicht in ihrer Bildung oder Rhetorik, sondern in ihrer Nähe zu Jesus. So ist auch für uns entscheidend, dass wir aus der Quelle des Glaubens schöpfen und unser berufliches Tun immer wieder am Evangelium messen.

Was bedeutet das für den Rechtsanwalt, die Richterin, den Notar, die Verwaltungsjuristin im Dienst der Kirche oder des Staates? Es heißt: nicht Opportunismus, sondern Wahrheitssuche. Nicht Formalismus, sondern das Bemühen um Gerechtigkeit im Einzelfall. Nicht Machtdenken, sondern Demut im Umgang mit dem Recht.

Wie die Zwölf dürfen auch wir Fehler machen. Aber wir dürfen nie vergessen, dass der Maßstab unseres Handelns nicht nur die irdische Ordnung ist, sondern die Verheißung des kommenden Reiches Gottes.

Gebet

Herr Jesus Christus,

du hast die Zwölf berufen und gesandt,

die frohe Botschaft zu verkünden und dem Recht Gottes Gehör zu verschaffen.

Du hast ihnen nicht Reichtum oder Einfluss versprochen,

sondern den Beistand deines Geistes und das Kreuz.

Stärke auch uns in unserem Beruf,

dass wir inmitten von Paragrafen und Schriftsätzen

das Antlitz des Menschen nie aus dem Blick verlieren

und in allem Tun dir dienen.

Lass uns Mut haben, für das Rechte einzutreten,

auch wenn es uns Nachteile bringt.

Lass uns in Demut wachsen,

auch wenn wir Erfolg haben.

Schenke uns Gemeinschaft mit dir

und mit allen, die dein Evangelium leben.

Darum bitten wir durch dich, unseren Herrn und Bruder.

Amen.

Psalmwort

„Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Grundfeste;

Huld und Treue gehen vor deinem Angesicht her.“

(Psalm 89,15)

Bund Katholischer Rechtsanwälte (BKR)

Am Zwölfbotentag, 15. Juli 2025


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