Betrachtung des BKR zum Hochfest Petrus und Paulus (29.6.)
Betrachtung des BKR zum Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus (29. Juni)
„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ (Mt 16,18)
Am 29. Juni feiert die Kirche das Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus. Für katholische Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte bietet dieses Fest Gelegenheit zur geistlichen Vertiefung – denn in diesen beiden Säulen der frühen Kirche spiegeln sich auch die Berufung und die Verantwortung unseres eigenen Dienstes wider.
Petrus und Paulus waren sehr verschieden: Der eine ein einfacher Fischer, der andere ein gebildeter Schriftgelehrter. Der eine impulsiv, der andere durchdrungen von intellektuellem Ringen. Und doch wurden beide von Christus erwählt, Zeugen seiner Wahrheit zu sein – jeder auf seine Weise. Gerade in dieser Komplementarität liegt eine wichtige Botschaft für uns: Das Wirken im Reich Gottes braucht verschiedene Charismen, aber eine gemeinsame Ausrichtung.
1. Petrus: Standhaftigkeit und Bindung
Im Matthäusevangelium (Mt 16,13–20) fragt Jesus seine Jünger: „Für wen haltet ihr mich?“ – Eine Frage, die nicht nur den Aposteln gilt, sondern auch uns. Petrus antwortet: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Auf dieses Bekenntnis hin sagt Jesus: „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“
Für katholische Juristen ist dieses Bild vom Fels eine Einladung zur Treue und zur Standhaftigkeit. Wer im Recht dient, steht oft im Spannungsfeld von gesellschaftlichem Wandel, von Opportunität und Prinzipientreue. Der heilige Petrus mahnt uns, nicht nur nach dem Zeitgeist, sondern nach dem Ewigen zu fragen – und das Fundament unseres Handelns auf Christus selbst zu bauen.
2. Paulus: Freiheit und Wahrheit
Der heilige Paulus, dessen Stimme im Neuen Testament so kraftvoll ist, steht für die missionarische Ausbreitung des Evangeliums und das leidenschaftliche Ringen um die Wahrheit. Seine Begegnung mit dem auferstandenen Christus auf dem Weg nach Damaskus hat ihn verwandelt. Aus dem Verfolger wurde der Verkünder.
Für uns bedeutet das: Auch juristisches Wirken braucht die innere Bereitschaft zur Umkehr, zur kritischen Reflexion und zur Offenheit für die Wahrheit, die größer ist als wir selbst. Paulus erinnert uns daran, dass das Recht dem Menschen dienen muss – aber nie auf Kosten der Wahrheit. Die Freiheit, die Christus schenkt, ist nicht Beliebigkeit, sondern Wahrheit in Liebe.
3. Das Vermächtnis für katholische Juristen
Das Hochfest von Petrus und Paulus ruft uns auf, unseren Dienst im Recht nicht bloß als Beruf, sondern als Berufung zu verstehen: Als Dienst an der Gerechtigkeit, an der Wahrheit, an der Würde des Menschen. In einer Zeit, in der Recht zunehmend instrumentell und relativistisch verstanden wird, stehen wir – wie Petrus und Paulus – in der Verantwortung, Zeugnis abzulegen. Nicht für unsere Meinung, sondern für das, was Bestand hat vor Gott.
Unsere Standespflicht als katholische Juristen ist darum mehr als das Einhalten von Regeln. Sie ist Ausdruck einer inneren Haltung, die sich aus dem Evangelium speist: Treue, Unerschrockenheit, Demut, Einsatz für die Wahrheit.
Gebet
Herr Jesus Christus,
Du hast Petrus berufen, Deine Kirche zu leiten,
und Paulus, Dein Evangelium in alle Welt zu tragen.
Gib uns, den katholischen Juristen, Anteil an ihrem Glauben,
an ihrer Standhaftigkeit und an ihrer Leidenschaft für die Wahrheit.
Stärke uns in unserem Dienst für Recht und Gerechtigkeit,
damit wir – getragen von Deinem Wort –
zu Werkzeugen Deines Friedens werden.
Bewahre uns vor falschen Kompromissen
und schenke uns Weisheit, Mut und Demut.
Heilige Petrus und Paulus, bittet für uns.
Amen.
BUND KATHOLISCHER RECHTSANWÄLTE (BKR)
Veritas – Caritas – Iustitia
