Betrachtung des BKR zum Dreifaltigkeitssonntag

Dreifaltigkeitssonntag – Eine Betrachtung für den Bund Katholischer Rechtsanwälte (BKR)

Der Dreifaltigkeitssonntag, der erste Sonntag nach Pfingsten, ist dem Geheimnis Gottes in seiner Dreiheit gewidmet: Vater, Sohn und Heiliger Geist – ein Gott in drei Personen. Er erinnert uns daran, dass Gott selbst Beziehung ist – nicht abstrakte Macht, sondern lebendige Gemeinschaft von Liebe.

Für uns katholische Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte ist dieser Sonntag mehr als nur ein dogmatischer Festtag. Er ist ein geistliches Angebot, unser eigenes berufliches Wirken im Licht des trinitarischen Gottesbildes zu deuten.

1. Beruf und Berufung in der Ordnung der Liebe

Die Dreifaltigkeit offenbart eine göttliche Ordnung, die nicht auf Zwang, sondern auf Liebe gründet. Der Vater schenkt sich dem Sohn, der Sohn antwortet im Gehorsam, und der Geist ist das Band der Liebe zwischen beiden. Diese Ordnung ist kein Machtgefüge, sondern ein Miteinander im vollkommenen Einklang.

Auch unser Beruf als Juristinnen und Juristen steht in einem Gefüge von Ordnung, Verantwortung und Beziehung. Wir stehen zwischen Recht und Gerechtigkeit, zwischen Gesetz und Gewissen, zwischen Mandant, Staat und Gesellschaft. Wenn wir unser Tun im Licht der göttlichen Ordnung sehen, erkennen wir: Die Würde des Menschen ist nicht nur verfassungsrechtliches Prinzip, sondern Abbild des dreifaltigen Gottes, der den Menschen „nach seinem Bild“ geschaffen hat (Gen 1,27).

2. Wahrhaftigkeit und Demut im Dienst des Rechtes

Im trinitarischen Gott zeigt sich eine Haltung der Demut: Der Sohn nimmt Menschengestalt an, um zu dienen. Der Geist wirkt still und verborgen. Für uns bedeutet das: Unsere Autorität als Rechtsanwälte darf nicht herrschen, sondern muss dienen – dem Mandanten, dem Recht, der Gerechtigkeit. Wahrheit, nicht bloßer taktischer Vorteil, ist Maßstab unseres Handelns.

3. Gemeinschaft als Fundament

Die Dreifaltigkeit ist nicht Vereinzelung, sondern Beziehung. Der BKR ist Ausdruck einer solchen geistlich-beruflichen Gemeinschaft. Wir stehen füreinander ein, tragen gemeinsam Verantwortung und bringen unser katholisches Profil in eine Welt ein, die zunehmend an Orientierung verliert. Trinität heißt: Identität durch Beziehung. Auch wir finden unsere berufliche und geistliche Identität im Miteinander – als Glieder eines Leibes, als Brüder und Schwestern im Glauben.

Gebet

Allmächtiger, dreifaltiger Gott,

Du bist Ursprung, Wort und Atem des Lebens.

Du hast uns berufen, das Recht zu lieben, die Gerechtigkeit zu suchen und in der Wahrheit zu leben.

Lehre uns, wie der Vater barmherzig, wie der Sohn gerecht und wie der Heilige Geist demütig zu wirken.

Erfülle unser Reden mit Milde, unser Streiten mit Maß, unser Urteilen mit Klarheit.

Gib uns die Kraft, in einer gespaltenen Welt Brücken zu bauen – durch das Gesetz, durch das Gebet, durch die Liebe.

Sei Du unsere Mitte, unser Ziel, unser Halt.

Amen.

Psalm (passend zum Dreifaltigkeitssonntag): Psalm 8

„Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!“

Du hast deine Hoheit über den Himmel ausgebreitet.

Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob,

deinen Gegnern zum Trotz, um Feind und Rachgierigen zum Schweigen zu bringen.

Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger,

Mond und Sterne, die du befestigt:

Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst,

das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst?

Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,

hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.

Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände,

hast ihm alles zu Füßen gelegt.

(Psalm 8,1–7)

Für den Vorstand des BKR

in brüderlicher Verbundenheit zum Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit

Prof. Dr. Sven-Joachim Otto, Rechtsanwalt, Düsseldorf

Roger Zörb, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht, Hamburg

Bund Katholischer Rechtsanwälte e.V. 
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