Betrachtung des BKR zum Fest des Heiligen Thomas am 21. Dezember 2024
Am 21. Dezember gedenken wir des heiligen Apostels Thomas, der vielen vor allem als „ungläubiger Thomas“ bekannt ist, weil er an der Auferstehung Jesu zweifelte, bis er die Wundmale des Herrn sehen und berühren durfte. Doch Thomas ist weit mehr als ein Zweifler: Er ist ein Mensch, der nach der Wahrheit sucht, sich mit Zweifeln auseinandersetzt und durch diese Begegnung schließlich zu einem tiefen Glaubensbekenntnis gelangt: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28).
Thomas und die Suche nach Wahrheit im Recht
Als katholische Rechtsanwälte in Deutschland können wir vom heiligen Thomas lernen, dass Zweifel nicht das Ende des Glaubens oder der Suche sind, sondern ein Weg, die Wahrheit tiefer zu erfassen. Unser Beruf fordert uns täglich heraus, die Wahrheit in komplexen Rechtsfragen zu suchen. Dabei geraten wir oft in Spannungsfelder: zwischen Recht und Gerechtigkeit, Gesetz und Gewissen, Fakten und Interpretation. Der heilige Thomas zeigt uns, dass die Wahrheit zwar oft verborgen ist, sie sich aber dem offenbart, der bereit ist, ehrlich zu suchen und sich von Gott leiten zu lassen.
Sein Leben ist ein Zeugnis dafür, dass Glaube und Vernunft keine Gegensätze sind. Ebenso sind unser juristisches Fachwissen und unser katholischer Glaube keine Widersprüche, sondern können einander ergänzen. Als Anwälte sind wir berufen, dem Recht zu dienen – nicht als Selbstzweck, sondern als Ausdruck einer tieferen Gerechtigkeit, die in Gott ihren Ursprung hat.
Thomas und die Kraft der Begegnung
Die Geschichte des heiligen Thomas lehrt uns zudem, wie wichtig die persönliche Begegnung ist. Thomas glaubte erst, als er dem auferstandenen Christus direkt gegenüberstand. Für uns bedeutet dies, dass Gerechtigkeit nicht allein durch abstrakte Gesetze hergestellt werden kann, sondern durch die echte Begegnung mit Menschen: mit Mandanten, Kollegen, Gegnern und Richtern. Unser Beruf verlangt Empathie, Zuhören und die Bereitschaft, sich von anderen berühren zu lassen.
Ein Heiliger der Mission
Nach der Überlieferung hat Thomas das Evangelium bis nach Indien gebracht und ist dort als Märtyrer gestorben. Sein Mut, die Botschaft Christi in die Welt zu tragen, erinnert uns daran, dass auch wir als katholische Rechtsanwälte nicht nur unsere Mandanten vertreten, sondern zugleich Zeugen des Glaubens sind – durch Integrität, Wahrhaftigkeit und Barmherzigkeit in unserem Handeln.
Gebet zum Fest des heiligen Thomas
Herr, unser Gott,
am Fest des heiligen Thomas kommen wir zu Dir mit unseren Zweifeln, unserer Suche und unseren Fragen.
Lehre uns, wie er, die Wahrheit zu suchen – in unserem Leben, in unserem Glauben und in unserem Beruf.
Lass uns erkennen, dass Zweifel nicht das Gegenteil von Glaube ist, sondern ein Weg zu tieferem Vertrauen.
Gib uns die Kraft, in unserem Tun immer das Gute und Gerechte zu verfolgen, auch wenn der Weg beschwerlich ist.
Hilf uns, in der Begegnung mit anderen Menschen Deine Gegenwart zu erkennen.
Mach uns zu Zeugen Deiner Wahrheit und lass unser Handeln für andere ein Licht der Hoffnung sein.
Heiliger Thomas, bitte für uns,
dass wir in allen Zweifeln sagen können: Mein Herr und mein Gott!
Amen.
