Betrachtung des BKR zum Advent

Der Advent ist eine der stillsten Zeiten des Kirchenjahres – und zugleich eine der entschiedensten. In diesen Wochen bereitet die Kirche nicht nur die Krippe vor, sondern das Herz des Menschen, der sich neu dem Kommen Christi öffnet. Nichts davon ist romantische Folklore. Advent ist die Zeit, in der wir uns erinnern: Gott selbst hat die Geschichte unterbrochen. Er tritt ein in die Welt, die zu oft meint, alles sei aus menschlicher Kraft zu ordnen.

Für uns Juristinnen und Juristen hat dieser Gedanke eine besondere Wucht. Wir arbeiten täglich an der Ordnung, an der Form, an der Gerechtigkeit. Und doch wissen wir: Recht ist niemals alles. Kein Gesetz kann den Menschen vollständig erfassen, kein Urteil das Herz vollkommen ausleuchten. Der Advent hält uns vor Augen, dass Gerechtigkeit einen Ursprung hat, der tiefer reicht als jede positive Norm.

In dieser Haltung des Erwartens und des Hörens erkennt der BKR eine geistliche Aufgabe:
die Verbindung von juristischem Ethos und christlicher Hoffnung wachzuhalten.

In einer Zeit, in der öffentliche Debatten oft schrill sind, Moral zu Schlagworten verkommt und das Recht politisch überdehnt wird, ruft der Advent uns zurück zur inneren Sammlung. Er lädt dazu ein, Verantwortung neu zu bedenken – nicht aus Angst vor Fehlern, sondern aus der Freiheit des Glaubens, der weiß, dass Wahrheit nicht verfügbar gemacht werden kann.

Gerade deshalb ist der Advent ein zutiefst realistisches Fest:
Er spricht nicht von Perfektion, sondern von Sehnsucht.
Nicht von Macht, sondern von Ankunft.
Nicht von Selbstbehauptung, sondern von Bereitschaft.

Und so sagt der stellvertretende Vorsitzende des BKR, Prof. Dr. Sven-Joachim Otto:

„Der Advent erinnert uns daran, dass christliche Juristen nicht nur das Recht anwenden, sondern auch Hoffnung stiften. Wer im Licht der Menschwerdung denkt, verliert weder die Klarheit der Vernunft noch die Wärme des Herzens.“

Der Vorsitzende des BKR, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Roger Zörb, betont:

„Advent bedeutet, die Welt nicht sich selbst zu überlassen. Gott kommt – und gerade daraus erwächst unser Mut, Verantwortung zu übernehmen. Das gilt im Recht wie im Leben.“

Der BKR wünscht allen Mitgliedern, Freunden und Begleitern eine gesegnete Adventszeit – eine Zeit, die uns erdet, erhebt und neu ausrichtet.
Möge sie uns lehren, im juristischen Alltag wie im persönlichen Leben Raum zu schaffen für das, was nicht aus uns selbst kommt: die Wahrheit, die Freiheit schenkt, und das Licht, das die Nacht nicht fürchtet.

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